Wie viel Zeit benötigt ein Meerwasseraquarium?
Wenn ein Nicht-Aquarianer zum ersten Mal ein Meerwasseraquarium sieht, schießt ihm nach dem ersten Staunen oft die folgende Frage durch den Kopf: „Wie viel Zeitaufwand macht eigentlich so ein Meerwasseraquarium? Wie viel Zeit benötigt man, um DAS alles am Laufen zu halten?“
Die Antwort: „Gar nicht mal so viel, wie du vielleicht denkst“.
Aus irgendeinem Grund stellen sich Leute ein Meerwasserbecken stets viel komplizierter vor, als es eigentlich ist. So entstand wohl auch der Mythos, dass man in der Meerwasseraquaristik nur Erfolg haben kann, wenn man jede freie Minute vor seinem Becken verbringt, es putzt, pflegt, poliert und am besten noch eine kleine Neptun-Statue anbetet.
Alle Hobbies benötigen Zeit
Versteh mich nicht falsch: Ein erfolgreiches Salzwasseraquarium benötigt auf jeden Fall Zeit – aber genauso ist es auch mit jedem anderen Hobby. Egal ob du Fußball spielst, tauchen gehst, eine Modelleisenbahn hast oder gerne zeichnest. Du benötigst immer Zeit für dein Hobby, um dir die Grundlagen anzueignen und dein Hobby auszuüben.
Der einzige Unterschied bei einem Haustier ist, dass du täglich ein gewisses Minimum an Zeit inviestieren musst, egal ob du gerade Lust hast oder nicht. Ein Fußballtraining kannst du ausfallen lassen, ohne dass etwas schlimmes passiert. Das geht mit der Fütterung deiner Fische nicht ohne weiteres.
Aber das ist bei jedem Haustier so. Und glaube mir, die absolut notwendigen Arbeiten benötigen täglich nur wenige Minuten.
Über wie viel Zeit reden wir also?
Sobald ein Aquarium einmal gut eingefahren ist, sind die täglichen Arbeiten nur noch sehr gering. Für die grundlegende Pflege eines 300 Liter Aquariums benötigt man vielleicht 10 Minuten am Tag: Fische füttern, Scheiben putzen, den Abschäumer leeren, checken, ob alles OK ist. Das alles ist wirklich schnell erledigt.
Und alles was darüber hinaus geht, z.B. Wasser nachfüllen, Chemikalien nachdosieren, pH-Überwachung, … das alles kann man mit ein wenig Technik automatisieren.
So bleibt dir garantiert genug Zeit, um einfach nur in Ruhe vor deinem Becken zu sitzen und die salzigen Früchte deiner Arbeit zu genießen.
Wöchentliche Arbeiten
Einmal in der Woche solltest du dir zusätzlich Zeit nehmen, um einen Wasserwechsel zu machen, Reparaturen auszuführen, und alles gründlich zu reinige. Diese wöchentlichen Arbeiten können schnell eine Stunde dauern. Die Zeit, die du dafür benötigst, ist hauptsächlich von der Größe deines Beckens abhängig. Denn natürlich sind 5% eines Nano Beckens schneller ausgetauscht als 5% eines 2000 Liter Riffs.
Aber dieser wichtige „Wasserwechsel-Tag“ muss nicht unbedingt ein Zeitfresser sein.
Oftmals sind wir einfach unter der Woche ein bisschen faul und verschieben kleinere Aufgaben auf den „Wasserwechseltag“ – wie zum Beispiel Salzwasser ansetzen, Scheibenputzen, Filter reinigen oder den Abschäumer ausleeren. Das alles geht unter der Woche oft nebenbei und benötigt an und für sich auch nur wenige Minuten, man muss es eben nur machen.
Fische und Korallen benötigen unterschiedlich viel Zeit
Vor allem der Besatz deines Beckens entscheidet, wie viel Zeit du täglich aufwenden musst. Im Allgemeinen benötigen Becken mit Korallen mehr Zeit, als Becken ohne Korallen. Besonders die kalzium-hungrigen SPS- und LPS-Korallen benötigen besonders intensive Pflege und die Nachdosierung verschiedener Stoffe. Und auch wenn du anspruchsvolle Fische besitzt, die von Hand gefüttert werden müssen, benötigt das natürlich Extra-Zeit. In meiner Fisch-Übersicht findest du übrigens die beliebtesten Aquarienfische und erfährst, wie einfach diese zu pflegen sind.
Neue Becken benötigen mehr Zeit
Ich habe oben geschrieben, dass die täglichen Arbeiten an gut eingefahrenen Becken sehr gering sind. Während der Einfahrphase benötigt ein Aquarium allerdings sehr viel Zeit. Du kannst damit rechnen, dass du im ersten Monat oft mehrere Stunden vor dem Becken verbringen wirst. Und das ist normalerweise auch gar nicht schlimm, denn du hast dein Becken ja gerade erst neu gekauft und möchtest sowieso viel Zeit mit ihm verbringen.
Einige Dinge für die du während der Einfahrphase Extra-Zeit einplanen solltest:
- Du musst dich mit deinem neuen Equipment erst noch vertraut machen, deine Arbeitschritte sind noch nicht klar
- Du betreibst ein separates Quarantänebecken (zumindest empfehle ich dir das). Das benötigt häufige Wasserwechsel und genaue Beobachtung
- Du musst manche Fische erst an ihre neue Umgebung gewöhnen, manche vielleicht auch an bestimmte Futtersorten
- Du musst sehr häufig die Wasserwerte messen und falls etwas nicht stimmt kontrollierend eingreifen
Wenn du dies allerdings erfolgreich hinter dich gebracht hast, ist ein Meerwasseraquarium wirklich kein großer Zeitfresser mehr. Du musst eben nur regelmäßig ein paar Kleinigkeiten erledigen.
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, schau dir doch ein mal meine besten Artikel für den Einstieg ins Meerwasser-Hobby an.